Das Wort Glaskugel ist passender als Planung. Ich habe meine finanzielle Unabhängigkeit auch nicht geplant – der ist Stand von damals rd. 500 TEUR im Depot und meine Kosten von ca. 1,3 TEUR im Monat hat mich überzeugt das es klappen kann.
Beruflich war ich oft mit Planungen konfrontiert. Am Anfang habe ich viel Zeit und Aufwand investiert und festgestellt dass die Realität andere Überraschungen birgt, die man meistens nicht vorhersehbar waren. Genau so schätze ich auch Mr. Market ein – meine Glaskugel wird morgen, nächste Woche und regelmäßig über den Haufen geworfen.
Also bin ich seit 2018 mehr oder weniger auf Sicht gefahren. Die Vergangenheit und das ist der Monatsberichte war die Basis dass mein Milchmädchen sagt – auch dieses Jahr kann ein positives Ergebnis bringen. Die E/A Rechnung und ein Überschuss ist und bleibt das wichtigste.
In den letzten Wochen war das Thema Inflation in den Medien. Meine Einstellung dazu ist, dass ich Reserven im Notgroschen, etwas Liquidität und Gold meine Versicherung dazu sind. Sonst werden steigende Dividenden sich besser entwickeln als die Inflation meiner Lebenskosten.
Die Frage die ich mir bisher kaum gestellt habe war – wie wird sich mein „Betriebsvermögen“ oder mein gesamter Fondswert entwickeln. Die Einleitung sagt – Mr. Market ist kurzfristig unberechenbar, aber über einen längeren Zeitraum sollte eine Wertsteigerung stattfinden.
Rückblickend habe ich dazu schon den ARERO-Weltfonds als Benchmark genommen und bereits ausgewertet.
Um dieser Strategie beizubehalten – mein Portfolio beinhaltet Aktien, Anleihen und Rohstoffe – habe ich nun erstmals einen Quick-Check in die Zukunft bis 2030 angesetzt. Zuerst einmal die Entwicklung vom Benchmark seit dem Start am 20.10.2008 aus der Quelle bei DWS…
https://www.dws.de/gemischte-fonds/lu0360863863-arero-der-weltfonds/

Nun die Fakten um einen Blick in die Glaskugel zu werfen:
Meine finanzielle Unabhängigkeit startete mit Oktober 2017, deshalb lege ich den 31.12.2017 als Beginn für mein Projekt fest. Der Start des Fonds mit Herbst 2008, das ist mitten in der Finanzkrise erfolgreich gewählt. Aktuell im Sommer 2021 stehen viele Indexe auf einen All Time High. Der Fonds ist thesaurierend, ich entnehme aus meinem Betriebsvermögen die Dividenden. Meine Dividenden werden netto ausgewiesen – der ARERO behält diese als Bruttowert.
Optimismus, kaufmännische Vorsicht oder Worst Case für die Planung? Ich versuche auch hier einen neutralen und vorsichtigen Ansatz:
Die jährliche Wertentwicklung des ARERO ist bei 10 Jahren bei 6,21% und seit der Auflage bei 7,29% – also setze ich hier einen Mittelwert von +6,75% für die Zukunft an.
Der ARERO hat gesamten Kosten und Gebühren von 0,615% die seine jährliche Rendite reduzieren.
Der Dividendenansatz aus meinem Portfolio ist netto 2,5% – unter Berücksichtigung der 27,5% Kapitalertragssteuer ergibt sich eine Brutto Dividende von 3,45% pro Jahr.
Wenn ich nun die mittlere Wertentwicklung plus Gebühren abzüglich meiner Brutto Dividenden als Ansatz nehme komme ich auf eine jährliche Erhöhung für mein Betriebsvermögen von durchschnittlich 3,92%. Ich mag runde Planungswerte und nehme deshalb 4% als Wertsteigerung ab 2018 an.
Erweiterung in meiner Finanzdatei. Hier sind die ersten 22 Jahre Sparen ausgeblendet 😉
Jahr | Ultimo | Depot | Änd. | Ziel +4% | Ziel EUR | Abw. |
23 | 2017 | 532.395,69 | 0,0 % | 532.396 | 0 | |
24 | 2018 | 512.634,39 | -3,7 % | 553.692 | 21.296 | -41.057 |
25 | 2019 | 644.003,60 | 25,6 % | 575.839 | 22.148 | 68.164 |
26 | 2020 | 591.236,37 | -8,2 % | 598.873 | 23.034 | -7.636 |
27 | 2021 | 663.998,34 | 12,3 % | 622.828 | 23.955 | 41.171 |
28 | 2022 | 647.741 | 24.913 | |||
29 | 2023 | 673.650 | 25.910 | |||
30 | 2024 | 700.596 | 26.946 | |||
31 | 2025 | 728.620 | 28.024 | |||
32 | 2026 | 757.765 | 29.145 | |||
33 | 2027 | 788.076 | 30.311 | |||
34 | 2028 | 819.599 | 31.523 | |||
35 | 2029 | 852.383 | 32.784 | |||
36 | 2030 | 886.478 | 34.095 | |||
37 | 2031 | 921.937 | 35.459 | |||
38 | 2032 | 958.815 | 36.877 | |||
39 | 2033 | 997.167 | 38.353 | |||
40 | 2034 | 1.037.054 | 39.887 |
Fazit: Erkennbar und plausibel der IST-Werte sind die Korrektur im Q4 von 2018, das euphorische 2019, das negative Corona Jahr 2020 und die bisher positive Entwicklung in 2021. Der Planansatz zeigt aktuell eine Steigerung von 24 TEUR für 2021, einen Planwert von 886 TEUR für 2030 und die konservative Mio. für 2034.
Abschließend, egal ob Seifenblasen, Glaskugeln oder Kalkulation – mir ist klar dass Mr. Market den wesentlichen Anteil dieser Entwicklung steuert. Mir persönlich gibt diese langfristige, konservative Planung deutlich mehr Orientierung in die Zukunft als das fahren auf Sicht mit den monatlich / Jährlichen tatsächlichen Werten.
Da ich gerne mich optisch orientiere habe ich mir ein kleines Diagramm von 2018 bis 2022 gemacht:

Damit habe ich mit diesem Beitrag auch meinen 2. montäglichen Kaffee genossen ☕️
Ich wünsche Euch eine gute und erfolgreiche Woche!
Viele Grüße
Bergfahrten
Hallo Bergfahrten,
vielen Dank für Deine ausführliche Berichterstattung, die ich immer mit Vergnügen und Erkenntnisgewinn lese.
Du schreibst: „Die Frage die ich mir bisher kaum gestellt habe war – wie wird sich mein „Betriebsvermögen“ oder mein gesamter Fondswert entwickeln.“ Diese Frage stelle ich mir eigentlich überhaupt gar nicht. Als Einkommensinvestor ist meine einzige Kennzahl die Höhe der Dividendeneinnahmen im Jahr. Ich möchte von meinen Dividendeneinnahmen leben und nicht meine Gans, die die goldenen Eier legt, schlachten. Daher ist mir an der Erhöhung der Dividenden gelegen und nicht ob mein Portfolio 1, 2 oder 3 Millionen groß ist.
Beste Grüße
Robin
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Hallo Robin,
Danke für dein nettes Feedback.
Wie im Beitrag geschrieben ist und bleibt mein Fokus die E/A-Rechnung und der positive Überschuss. Tatsächlich schaue ich mir zwar monatlich das „Betriebsvermögen“ an, aber ich hatte noch nie den Blick auf die Entwicklung. Im Endeffekt bestimmt den Wert Mr. Market und natürlich auch meine Fehler oder gute Investments.
Also hat es mich interessiert wieviel Prozent ich längerfristig das Vermögen steigern kann. Größeres Vermögen bedeutet natürlich auch geringere Verpflichtung auf die Dividenden zu schauen. Hätte ich z.B. nur Apple & Microsoft im Portfolio würde der Wert enorm gestiegen sein – aber ich könnte keine finanzielle Unabhängigkeit davon leben. Eine Balance und es ist doch entscheidend ob man ein Portfolio mit 500 TEUR oder 3 Mio. hat 😉
Ich plane nicht meine Gans zu schlachten, im Gegenteil ich werde sie weiter hegen und pflegen. Sie soll gesund sein und darf weiter wachsen. Mit +4% Wertsteigerung pro Jahr sehe ich aber einen check ob ich durchschnittlich mit meinem Geld arbeite. Sonst könnte ich 100% in Altria und AT&T investieren und mich über die Top Dividenden freuen. Aber nur Value mit hoher Dividenden ist schlecht und nur Growth mit Kurssteigerung nützt mir auch nicht wirklich.
Somit sehe ich eine Ergänzung der Priorität 1 von E/A Rechnung mit Überschuss auch auch als 2. das „Betriebsvermögen“ längerfristig zu steigern. Somit schaue ich hinkünftig auf 2 wichtige Komponenten in meinem Projekt.
Liebe Grüße
Christian / Bergfahrten
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Ich mache seit Jahren ein vergleichbare Rechnung. Es gibt einen Fahrplan bis zum regulären Renteneintritt, in dem ich festgelegt habe, welche Summen jeweils am Jahresende vorhanden sein müssen. Bislang habe ich meinen 15-Jahresplan übererfüllt. Mal schauen wie es weiter geht. Für die Entnahmephase plane ich mit einer Bruttoausschüttung von rund 2,5% (ich habe ca 96% Brot- und Butter-ETFs, daher die geringen Ausschüttungen, dafür aber sorgenfrei). Das müsste meiner Einnahmen/Ausgabenrechnung zufolge eigentlich reichen. Falls es nicht so sein sollte verkaufe ich halt jährlich noch 0,5 %. LG Burggraben
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Hallo Burggraben,
Glückwunsch zu deinen erfolgreichen 15 Jahren! Deine 2,5% Entnahme entspricht bei mir aktuell die Dividende bzw. meine Lebenskosten die somit nicht reinvestiert werden.
Ich denke bei dieser Betrachtung muss man einfach die Schwankungen von Mr. Market ignorieren – mit deinem Zeitraum hast Du schon einen schönen Zeitraum. Mir hat zuletzt so ein bisschen dieser Fahrplan mangels Sparquote gefehlt. Jetzt Denke ich eben dass für mich durchschnittlich 4% Steigerung des „Betriebsvermögens“ einmal realistisch sein sollten.
Viel Erfolg und deine ETF-Strategie und weiterhin Alles Gute!
Liebe Grüße
Christian / Bergfahrten
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Moin Christian,
interessante Zahlen und ehrlich, gratuliere zu Deinen Kosten im Monat. Da kommen wir lange nicht hin. Allein die Versicherungen, wie Krankenkasse, schlucken schon gut 20% von dem, was wir im Moment im Monat benötigen. Ab er wir finden uns auch auf einen guten Weg. Decken doch die Dividenden und Mieteinnahmen schon ungefähr die Hälfte an Kosten ab.Wir werden wohl ein Teil des Vermögens aufbrauchen, aber nur bis zum Alter von 63 , respektive 61 Jahren. Dann kommt als Ergänzung die staatliche Rente on the Top.
Lieben Gruß
Fam. Plutusandme
P.S. Nächstes Wanderprojekt : der Malerweg im Elbsandstein.
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Liebe Familie Plutusandme,
Danke für das nette Feedback. Die Krankenkasse in 🇦🇹 wird auf Basis des Einkommens jährlich berechnet. Da ich nur meine Dividenden als Einkommen habe ergibt sich diese verhältnismäßig günstig. Dann gibt es aber ja noch Auto und Hausversicherung.
Freut mich dass Ihr schon einen konkreten Plan habt etwas vom gesparten Vermögen wieder zu verbrauchen. Jede Veränderung ist interessant aber auch herausfordernd. Meine staatliche Rente und eine Mini-Firmenpension bekomme ich mit 65 bzw. eben ab Herbst 2030. Ab diesen Zeitpunkt habe ich überhaupt noch nichts geplant, ich denke das lasse ich mal auf mich zukommen. Wie Mr. Market kann auch das Leben Überraschungen bringen.
Das Elbsandstein kenne ich nur dem Namen nach, wie auch z.B. die sächsische Schweiz, den Brocken und das südliche Bayern. Persönlich war ich aber in 🇩🇪 nur auf den Grenzbergen am Watzmann und Zugspitze.
http://www.bergfahrten.at/bergfahrten/Mountains.html
Schönen Sommer und einen tollen Urlaub wünsche ich Euch!
Liebe Grüße
Christian / Bergfahrten
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Hallo Christian,
ich bin ein stiller Leser und studiere gerne deine Beiträge und ich stelle immer wieder fest, dass du sehr Ziel bewusst dein Portfolio führst. Glückwunsch ! Das schaffen nicht viele….
Ich mache auch immer wieder Benchmarks mit meinen Portfolio wo ich mit 2 Parametern arbeite.
1. Vergleich in Prozent zum Vorjahr und Ziel Erreichung.
2. Gewichtung der einzelnen asset allocation im Portfolio 60/10/10/10/10
Vielen Dank für Deine Anregungen die Ich immer gerne nutze um mich zu hinterfragen.
Viele Grüße
Hans
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Hallo Hans,
Danke für deine Wünsche. Ja, ich versuche dran zu bleiben und keine groben Fehler mehr zu machen.
Zu deinen beiden Parametern hatte ich auch den Vergleich zum Vorjahr – aber kein jährliches Ziel. Das ist bei mir mit 4% jetzt mal geklärt. Die Asset Allokation finde ich genauso wichtig mit meiner Anlageklasse. Obwohl ich die nicht so fix eingefroren habe. Was sind bei dir die 60/10/10/10/10?
Freue mich wenn meine Überlegungen auch bei dir Anregung finden! Mal schauen, ich glaube ja dass Mitte Juli jetzt eine Korrektur bis Herbst erfolgt.
Viele Grüße
Christian
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Hallo Christian,
unsere Anlagenklassen sind:
Immobilien 60%
ETF 10%
Silber 10%
Gold 10%
Einzelaktien 5% Cash 5%
Gruß
Hans
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Hallo Hans,
Danke für dein Feedback. Sehr konservativ aber mit den Immobilien dafür auch langfristig und sicher. Die 5% Cash wäre auch für mich ein Ziel.
Schönen Sonntag und viele Grüße
Christian
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